Mit dem Bus erreichte die Gruppe nach einer langen Fahrt aus Santa Cruz do Sul / Brasilien kommend am Samstag Abend, den 03.01.04 das Hotel Castillo (San Francisco) in Capiovy. In dem kleinen aber feinen Hotel fühlte sich die Gruppe von der ersten Minute an rundum Wohl. Am späten Abend stieß dann endlich auch Pater Marx dazu. Nachdem sich die einzelnen Personen der Gruppe vorgestellt hatten, lief die Unterhaltung locker weiter und die bevorstehenden Tage wurden geplant. Schließlich war man nur zwei ganze Tage bei ihm und wollte in der Zeit so viel sehen wie möglich. Als nun gegen Mitternacht die meisten ins Bett gingen, diskutierten noch Herr Wiechens und Herr Faltus mit Pater Marx munter weiter - bis ca. halb drei sagt man...
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In den nächsten zwei Tagen erlebten wir einen Pater, der vollständig sich vergessend sich an die Menschen verschenkt hat, aber trotzdem oder gerade deswegen nicht an Lebenslust und Realitätsferne litt. Für das, was er an einem Tag leistet, wäre eigentlich eine Woche ein angemessenes Zeitfenster.
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Am Sonntag Morgen fuhren wir mit einem Mitarbeiter von Pater Marx zu den Ruinen von San Ignacio Mini. Pater Marx selber musste in dieser Zeit zwei Messen feiern (insgesamt vier an diesem Sonntag, weil er auch einen Pfarrer aus der Nachbarpfarrei vertreten muss). Wir schauten uns das große Gelände in der schon hoch stehenden Sonne an diesem heißen Tag an. Die Ruinen hatten über 100 Jahre lang verschollen und vergessen im Urwald gelegen bis sie im 20. Jahrhundert wieder entdeckt, freigelegt, restauriert und 1984 zum Weltkulturerbe der Unesco erklärt wurden. Auch ein großes Museum über Missionare besichtigten wir, was auf dem Gelände lag. Zum Mittagessen stieß wieder Pater Marx zu uns. Nachdem wir ein kräftiges Mittagessen zusammen mit dem Pater bekommen hatten, fuhren wir zu dem besten Aussichtspunkt über den Fluss Paraná. Da dieser Geheimtipp in Privatbesitz im Dschungel liegt, führt nur eine schmale und abenteuerliche Erdstraße zu diesem Felsen, an dem man 200 Meter über dem Paraná eine grandiose Aussicht auf diesen hier über einen Kilometer breiten und bis 120m tiefen Fluss genießt. Man konnte auch Schlangen, Eidechsen, Riesenameisen, Riesenkäfer und wilde Wespen in der schwülen Luft der Mittagssonne beobachten. Die Hitze und Feuchte machte schnell gleichgültig und träge.
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Nach diesem Abenteuer nahm Pater Josef Marx einige Multiplikatoren und Würdenträger aus unserer Gruppe mit auf eine exclusive Tour zu einem Häuptling der Guaraní-Indianer. Pfarrer Heinz Josef Möller, Bürgermeister Konrad Aselmeyer, Heimatpfleger Raimund Schrader und Lektorin Angela Schramm waren sehr beeindruckt von diesem Nachmittag. Denn sie erlebten Pater Josef Marx Beruf als Berufung, also Lebenssinn, pur. Während er ihnen also das Radio zeigt, aber auch Indianerfamilien mit ihren Problemen vorstellt, macht er auf dem Weg liegende Krankenbesuche, trinkt Kaffee (wann kam er noch mal ins Bett??) und organisiert einiges anderes mehr. Dann „schmeißt“ er die vier vor dem Hotel raus und rast (Geschwindigkeitsbegrenzungen zählen nicht für ihn) zum nächsten Gottesdienst, wo er schon sehnsüchtig erwartet wird. Der Rest der Gruppe nutzt diese Zeit, um eine Fiesta einzulegen. |
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Um 18 Uhr stehen wir vor dem Eingang einer schönen Kirche, wo eigentlich jetzt die Messe mit Pater Marx beginnen soll. Doch von ihm und von den Kirchenbesuchern fehlt jede Spur. Lediglich der Küster scheint dar zu sein. Die Leute wissen, dass Pater Josef Marx es selten pünktlich zu einem Gottesdienst schaffen kann, und gehen damit ganz gelassen um. Sie kommen selber etwas später... Doch wir an Pünktlichkeit verwöhnten Mitteleuropäer konnten damit nicht so gelassen umgehen. Wir wurden immer nervöser und überlegten, während wir uns mit den langsam eintrudelnen Dorfbewohnern unterhielten, die übrigens fast alle Deutsch sprachen, wie wir die Messe ohne ihn oder doch eher gar nicht feiern sollten. Nachdem schon weit über 30 Minuten vergangen waren, fingen wir den Rosenkranz auf Deutsch an zu beten, den überraschend wirklich jeder mit betete. Und siehe da, kurz vor Ende des Rosenkranzes kommt Pater Josef doch noch an und die Messe konnte in Conzelebration mit Pfarrer Heinz Josef Möller beginnen.Nach dem Gottesdienst gab es ein großes Essen im Dorfgemeinschaftshaus, wo auch die Jugend aus der Umgebung mit dabei war. Es wurden viele angeregte Unterhaltungen geführt und der Abschied fiel am späten Abend schwer, obwohl man sich gerade erst kennen gelernt hatte... |
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Der nächste Tag sollte noch mehr Programm enthalten: Zuerst fuhren wir zum Radiosender Guadalupe und schauten uns alles an. Pfarrer H. J. Möller und Bürgermeister K. Aselmeyer gaben dem Radiosender einen umfangreiches Interview, dass live in Spanisch übersetzt wurde. Die übrige Gruppe schaute durch eine große Glaswand in den Studioraum live zu. Im Anschluss ging es zu der von Pater Marx ins Leben gerufenen „Cooperativa St. Alberto“. Hier bieten die Indianer ihre Erzeugnisse an. Es handelt sich um Holzarbeiten wie Schnitzereien, Körbe, Ketten und Kreuze. Diese Handwerkskunst wurde von den Indianern in den letzten Jahrzehnten immer weiter ausgebaut und gehört mittlerweile zu ihrer Identität und trägt in jeder Hinsicht zum Überleben bei.
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Im Anschluss fuhren wir zu den berufsbildenden, höheren Schulen für die Landbevölkerung, kurz EFA. Da gerade Sommerferien waren, konnten wir die Schulen nicht bei Betrieb besichtigen. Jedoch wurde schon wieder gebaut. Ein weiteres Haus für die Mädchen. Pater Marx gab uns einen kurzen Überblick und man merkte seine Begeisterung und seine Zuversicht für dieses Projekt. Die Zahl dieser Schulen steigt in Kürze auf 18. |
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Wir fuhren mit unserem Bus und Pater Marx als Reiseleiter weiter zu einem seiner wichtigsten Projekte: Die Stärke-Fabrik. Sie verarbeitet Mandiocawurzeln zu Stärke, welches ein wichtiger Rohstoff für viele Produkte ist. Die Reisegruppe war beeindruckt von dem großen Vorratslager, wo sich Berge von Stärke stapelten, und dem technischen Standard , mit dem hier gearbeitet wird. Gegen den Widerstand einflussreichster Kreise setzte er dieses Projekt durch, da er die Misstände bei der Vermarktung der Erzeugnisse der Bauern nicht mit ansehen konnte. Sie wurden regelrecht ausgebeutet. Heute bietet die Fabrik 300 Familien festen Unterhalt und produziert in der Kampagne täglich 35-40 t Stärke.
Mittlerweile war es Mittagszeit und es ging zum Mittagessen in eine von Pater Josef besonders empfohlene Churascerria. Die vielen Fleischsorten, Beilagen und das kalte Buffet waren fabelhaft und standen dem in teuren Restaurants Brasiliens in nichts nach! Zur unserer Überraschung gab es gebratene Mandiocas (ähnlich wie Pommes Frites). Bei dieser Gelegenheit überreichte die Gruppe dem Pater eine Vielzahl von aus Deutschland mitgebrachten Aufmerksamkeiten. Das Essen war übrigens wirklich gut.
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Nach der Fiesta geht es auf einer noch sehr neuen Bundesstraße zu einem Aussichtspunkt, von dem man große Urwaldgebiete überblicken kann. Jedoch war hier der Weg das Ziel, denn links und rechts der Straße lagen viele kleine Indianerdörfer, zu denen Pater Marx auch meist etwas zu erzählen wusste. Auf der Rückfahrt auf der selben Straße hielten zuerst bei den an abgelegensten wohnenden Indianern. Dort kauften wir am Straßenstand Dinge wie Körbe und Schnitzereien ein und durften danach (als Belohnung) sogar einen kurzen Blick auf die Hütten werfen, die von der Straße nicht sichtbar auf einer kleinen selbst gerodeten Lichtung waren. Wir mussten jedoch auch fast verhungerte Hunde ansehen, die uns hinterher liefen. Pater Marx unterhielt sich mit den Indianer, wie er es oft tut, über ihre Probleme und wie er helfen könne. - Er hat schon viel für sie getan. |
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Danach hielten wir bei einem besonders bekannten Indianer. Er ist ein echter Künstler: Er schnitzt und bastelt Tiere, Kreuze und aufklappbare Krippen wie kein anderer. Während sich also Pater Marx mit dem Hobbyfotographen Hans-Theo Wiechens und Klaus Möller ("weitere sollten lieber nicht mitkommen") von den Schnitzfertigkeiten überzeugten und zusahen wie er in Windeseile die Krippe, die für den Hildesheimer Bischof Homeyer bestimmt ist, zu Ende schnitzt, schauten sich den Bus und uns ca. 30 kleinere wie größere Indianerkinder an, jedoch fast keine Erwachsene. Manche trugen Sachen herbei und hofften, wir würden sie abkaufen. Sie spielten und tanzten auf der wenig befahrenden Straße vor unseren Augen und warteten, dass etwas passiert. Aber wir fuhren, als die drei von dem Künstler wieder kamen, weiter. |
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Es ging in eine erst drei Jahre alte wunderschöne Fatimakapelle, wo an diesem schwülen Abend eine kleine Messe mit Einheimischen, die alle Deutsch sprachen, gefeiert wurde. Und wäre Pater Marx nicht die ganze Zeit bei uns gewesen, hätten wir nicht geglaubt, dass diese Predigt nicht vorbereitet gewesen war.
Danach ging es zum Abendessen und Abschluss dieses kurzen aber erlebnisreichen Aufenthaltes in das Pfarrhaus zum gemeinsamen Abendessen mit den Einheimischen. Es wurden zu unserer großen Überraschung während des Essens von sechs Jugendlichen argentinische Folkloretänze aufgeführt. Zur passenden Musik und passender Kleidung war es echt ein Genuss den sechs bei den vielen Tänzen zu zuschauen. Am Ende waren ALLE eingeladen mitzutanzen...
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Am nächsten Morgen hatte, als wir nach diesem späten Abend, aufstanden und unsere Koffer packten, Pater Marx bestimmt wieder zig Kilometer zurückgelegt und tausend Sachen erledigt. (Ist er überhaupt ins Bett gegangen?) Er gab uns zum Abschied noch unglaublich viele Dinge mit, sodass der Abschied selbst im Schnelldurchlauf (wir hatten es echt eilig) über eine halbe Stunde dauerte! Es hatte sich aber auch gelohnt, wir bekamen schließlich Bibelbetrachtungen, Taschenkalender, seinen neusten Rundbrief, Briefmarken, Kunstwerke der Indianer, eine CD mit der Aufnahme der Radiosendung und nach dem Gruppenfoto einen besonderen Reisesegen.
DANKE Pater Josef Marx
Denis Möller
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